Dwa Oświecenia. Polacy, Żydzi i ich drogi do nowoczesności

BSB Bayerische StaatsBibliothek MDZ Münchener DigitalisierungsZentrum Digitale Bibliothek Behr, Isaschar Falkensohn Anhang zu den Gedichten eines pohlnischen Juden Mietau ; Leipzig 1772 P.o.germ. 426 m#Beibd.1 urn:nbn:de:bvb:12-bsb11304076-7 VD18 10980024 Anhang zu den Gedichten eines pohlnischen Juden. Mietau und Leipzig, bey Jakob Friedrich Hinz, 1772. I. An Curonia. Irrt mein trunkener Blick? ich sehe Götter! Ja! den grossen Apoll, und all die Musen: Um Minerven der Künste Ganzes anmuthiges Heer! Trägt das stolze Gespann am Sonnenwagen Diese himmlische Schaat gen hoh’n Olympus? Seh’n sie stolz im Triumphe Ach! auf die Erde zurück? Heil, Curonia, dir! Von deinen Hügeln Steigt auf Silbergewölk, sie zu begrüssen, Götterfreuden im Antlitz, Eilig dein Genius auf! Heil dir, feliges Land! sie steigen nieder Auf die grünenden Höh’n gekrönt mit Segen! Und in fey’rlichen Tönen, Tönt durch die Wälder umher: „Sey gegrüsset, o Land, das Fried und Freyheit, „Doch dem ehrenen Mars an Helden fruchtbar, „Und Teutoniens alte „Sitten und Tugenden liebt! ,,Wo nie eh’liche Zucht Unkeuschheit störte, „Kein ausartendes Kind die Mutter schändte, „Unbelohnt nie die Tugend, „Straflos kein Laster erschien! „Wo in feinem Gebiet sich jeder Anherr, „Seinem Völkchen geliebt, ein König dünket, „Diesem väterlich Nahrung, „Schutz und Gefetze vertheilt! „Ceres fand in dir längst die vollsten Aehren, „Und Diane die Luft am Gemfenjagen; „Forthin finden wir alle „Unsere Luft in dir blüh’n! „Sieh! die Jünglinge, die, der Trieb zur Weisheit „Deinen Gränzen entführt, die kehren wieder, „Mit den lieblichsten Blüthen „Jeglicher Weisheit gekrönt!„ — — Welche Süssigkeit strömt in meine Seele! Heil mir Glücklichen, Heil, dass ich es hörte! Doch wie glücklicher, Götter, Wenn mir das Schiksal vergönnt, Säng’ ich sorglos dereinst in diesen Fluren, Jedem Anherrn beliebt, des Landes Töchtern Freundschaft, Zärtlichkeit, Treue, Liebe zu Tugenden vor! II. Schnell entschlüpfet der Tag liebenden Jünglingen Mit der Ewigkeit Flut, wenn sie gedankenlos, Voll der weichlichsten Wollust, In den Armen der Liebe ruhn! Süss ist ihnen die Luft; aber entnervender Als der Opiumgeist, macht sie die Seele träg Zu erhabenen Thaten, Unempfindlich zu höherm Reiz! Schnell entschlüpfet der Tag mir in der Einsamkeit, Wo der kühlende Wald mich vor dem Sonnenstrahl, Vor dem Blicke der Wandrer, In den nächtlichsten Schatten hüllt; Wo des Baches Geräusch jeglichen Uebellaut Meinem Ohre verheelt, ernste Gedanken weckt, Und die Stimme der Vögel Ihnen Zärtlichkeit einvermischt! Trunken bin ich von Luft, edler Gedanken voll! Denn hier leb ich im Geist, schnell wie die Fröhlichkeit, Ganz mein jugendlich Leben, Jede Stunde, mit Staunen durch; Geh’ den dornigten Pfad, alle die Krümmungen, Die die göttliche Hand unsichtbar mich geführt, Von Poloniens Wüsten Zu dem Fusse des Helickons; Sehe, hinter mich hin, traurigen Thälern zu! — Ach! kein Heiligthum für Pallas und Delius, Nicht für Eine der Mufen, Einen ländlichen Opferheerd; Aber, prächtig und stolz, thürmende Tempel, dem Aberglauben erbaut, himmelan dampfende Weyrauchopfer der Dumheit — Seh, und schaudere scheu zurück; Schaue staunend der Kunst stralende Tempel an; Und den Göttern die Huld dankend erbebt mein Geist; Strebt mit feurigerm Eifer Diesen seligen Gipfel an! III. An Amor. Sohn der milden und zärtlichen Venus, Der Freundlichsten im Olymp, der du Mit Ambrosia und mit Nektar Am Mahle der Götter dich nährst; Woher kömmt dir die Grausamkeit, Amor! Dass Seufzer und Thränen dich ergözt? Oder ist es kindischer Muthwill, Den Sterblichen wehe zu thun? Und o! warum erwähltest du boshaft Mein fühlendes Herz zu deinem Ziel? Dass ich stets für jegliche Schönheit, Den stolzen erhabenen Wuchs, Majestätischen Gang, für die Anmuth Des Lächelns mit rosenhaftem Mund, Für des Busens wallenden Liebreiz, Beschattet vom dunkelem Haar; Ach! durch Flammen, den Wenigsten fühlbar, Den Zärtlichsten kaum, verzehret ward? Und die Schönen fahen es stolzvoll, Von deinem Vermögen verschönt! Jezt entflammt mich die himmlische Psyche, Die, jung, und wie deine Mutter schön, Mit des Körpers Reize die Hoheit Der edelsten Seele vereint! Lass ab mehr mich zu peinigen, Amor, Wenn je dich des Jünglings Flehn gerührt! Und zu meiner Qualen Vergeltung, Verwunde mir Psychen das Herz! Sang ich nicht am beschattenden Eichbaum Zur Huldigung dir mein erstes Lied? Nicht dein Lob in jeder Versammlung Vor Aller der Himmlischen Lob? Flösst ihr Kuss mir den heilsamen Balsam In meine verwundte Seele, dann Weyh ich diesen lieblichen Luftwald, Und baue dir einen Altar! IV. An den Apollo. Drücket dir die Augenlieder ein ewiger Schlummer? Unsterblicher Apollo! schwächt Alter den feurigsten Gott? Der dereinst mit glänzendem Bogen, verderblichen Pfeilen, Die Frevler bald gestraft, und bald Götter mit Liedern ergözt? Der dereinst mit rauschender Leyer dem römischen Sänger Das kühne Heldehlied verwehrt, Straft itzt die Jünglinge nicht, Deren blödes Aug, vom äussern Glanze geblendet, Den Musentempel angestaunt, Nie in das Innere drang, Denen keine der Musen, nicht im Traume, sich zeigte, Dass die das Amt der Kritika Ruhmlos verwaltend entweyhn? Hier den Jünger krönen, dem wenige Liedchen gelungen, Und da den Lorbeer reissen vom Lorbeerewürdigsten Haupt? O! zeig’ in dir wieder den ersten Musenbeschützer! Erwähl’ den Barden an der Spree, Ramler, Teutoniens Stolz; Garve, Mendelssohn, beyde genährt im Tempel Minervens; Das, ach! zu kleine Meisterchor Jeder kamönischen Kunst, Dass sie, selber ewigen Lorbeers werth, ihn den Dichtern Ertheilen — aber Midas Schmach, Sey des Verwegnen Lohn, Der mit Natterzunge den frommen Gellert gelästert! — Doch reizt der lächerlichste Thor Eines Unsterblichen Zorn? V. Opferlied. Holde Königinn jugendlicher Herzen, Göttinn, um die stets Zephyretten scherzen, Amor und sein Bruder flieh’n, In den Händen Hochzeitkerzen, Kalte Seelen anzuglühn; Schaue vom Olymp auf dein Opfer nieder! Dieses Täubchen mit blumichtem Gefieder, Diese junge Nachtigall, Meisterinn geliebter Lieder, Purpert dir des Quells Kristall! Denn, das Lieblingspaar dieser weiten Fluren, Sie, wie Blümchen schön, die der Erd entfuhren, Und er, freundlich wie der West, Die sich stete Treue schwuren, Feyern heut ihr Hochzeitfest! Bleib, Urania, stets an ihren Seiten, Ewig fühl’ ihr Herz deine Süssigkeiten! Lade selbst Fortunen ein, Durch das Leben sie zu leiten, Blumen auf den Pfad zu streun! VI. Die Versöhnung. Tiefgebeugt kniet’ ich im geheiligten Haine, Vor der blonden Venus Dankaltar: Hier, o Göttinn, seufzt’ ich, verweil ich und weine, Büsse meiner Freunde Vergehen alleine, Bring’ zum Opfer ein gebrochen Herz dir dar! Ungalant, dies waren wir, doch nicht Verbrecher! Wählten, ach! statt süsser Küsse Wein, Bachus statt des Gottes mit Bogen und Köcher, Statt der Schönen Herze, das Jauchzen der Zecher, Wollten trunken, wild, nicht fauftvergnüget feyn! — Rings in Ambradüsten, von Strahlen umschimmert, Rief aus Wolken Cypris Königinn: Ihr, o Sünder! habt euch an Sitten verschlimmert; Ich, euch, rächend, euer Vergnügen verkümmert! Selbst schickt’ ich den goldnen Zwietrachtsapfel hin! — Aber Jüngling! steh auf, und trokne die Thranen, Spare deinen nagenden Verdruss! Ich vergebs euch, mit mir die gütigen Schonen! Und zu sicherm Pfande von ihrem Versöhnen, Schenkt dir jede liebreich einen Lippenkuss! — VII. O Galathe, du mit den schönsten Gaben Der günstigen Natur beglückt In der ein Geist, an Tugenden erhabnen, Den anmuthsvollen Körper schmückt; — Der Arms sieht in dir mit Dankungszähren, Die holde Ceres immer mild; Der Jüngling sieht in deinem Reiz Cytheren, Der Greis die Grazie verhüllt. — Empfindest du des Tages Luft und Freuden, An dem du einst die Welt erblickt? Durch deine Freundschaft zu beneiden, Fühl’ ich sie ganz, und bin beglückt! VIII. Du, die begabet mit dem feinsten Witze, An Grazie den Huldgöttinnen gleicht; An deren Seite stets der kleine Schütze Stolz im Triumphe zeucht! — Auch er hat dich, vor allen zaubernd Schönen, In denen Reiz und Jugend sich vereint, Des besten Jünglings stolzes Glück zu krönen Gewählt für meinen Freund! — Jeanette! nimm, nun sich dein Jahr vernenet, Den Glückeswunsch, und frühe Blumen an, Von einem Freund, den deine Freud’ erfreuet; Dein Glück beglücken kann. IX. Mein Vater, du, mein Freund, und meine Freude, Durch den ich keinen Königssohn beneide, Mein Stolz, mein Ruhm, und meine Zier, Wie soll mein Loblied dich erheben? Mein Wohl, mein Glück, mein ganzes Leben, Verdank ich, Bester, dir! Und o! wie soll ich meine Luft ausdrücken, Die Freuden wie, die meine Seel’ entzücken, Nun sich dein zwölftes Lustrum schliefst? Mein Vater! nur das höchste Wesen, Gott, kann in meine Seele lesen, Und weifs wie voll sie ist: Wie stets, o bald der Morgen sich verjünget, In dem die Schöpfung seine Allmacht finget, Dein Sohn in tiefster Demuth steht, Und eine lange Reih’ von Jahren, So selig, wie die sechzig waren, Für seinen Vater fleht!